Der Tod des FCM-Fans Hannes hat den Fußball nicht nur in Sachsen-Anhalt tief getroffen. In der MDR-Sendung „FAKT IST!“ zeigten sich Vereinsvertreter und Fans zuversichtlich, dass ein Umdenken möglich ist. Alle Beteiligten forderten mehr Geld für Fan-Projekte. Lob wurde vor dem Derby 1. FC Magdeburg gegen den Halleschen FC für die Fans beider Vereine laut.
Nach dem Tod des FCM-Fans Hannes sieht der Präsident des Halleschen FC, Michael Schädlich, Anzeichen für ein Umdenken in der Szene. Schädlich sagte in der MDR-Sendung „FAKT IST!“, es gebe positive Signale. So habe die Fanszene des HFC Respekt vor dem Tod von Hannes gezeigt und den Besuch des Derbys abgesagt. Am kommenden Wochenende könnten beide Vereine ganz Deutschland zeigen, dass in Magdeburg eine friedliche Atmosphäre möglich sei.
Langfristig wünsche er sich einen gewaltlosen Fußball, bis dahin sei es aber noch ein weiter Weg. Es dürfe aber auch kein Zerrbild gemalt werden. Die übergroße Mehrheit der Fans lehne Gewalt ab. Sowohl der HFC als auch der FCM betrieben einen extrem hohen Aufwand in den Stadien für die Sicherheit.
Oktoberfest ist gefährlicher
Michael Gabriel von der Koordinierungsstelle Fanprojekte sagte, in der Fanszene herrsche ein großes Nachdenken. Bemerkenswert sei, dass es nach dem Tod von Hannes nachdenkliche Töne in vielen Stadien gebe.
Ob dies eine Zäsur sei, werde sich noch zeigen. Rein statistisch gesehen sei der Besuch des Oktoberfestes gefährlicher als der Besuch eines Fußballspiels. Eine Schlüsselstellung hätten Fanbeauftragte, so Gabriel. So sollte ein Verein wie der HFC darüber nachdenken, diesen Beauftragten fest anzustellen. Sachsen-Anhalt sei das Bundesland, das am wenigsten Geld in Fan-Projekte stecke.
FCM-Blogger gegen Pauschalisierung
Der Blogger und FCM-Fan Alexander Schnarr meinte in der Sendung, die meisten Spiele des 1. FC Magdeburg verliefen friedlich. Man dürfe das Gewalt-Problem nicht schlimmer darstellen als es sei. Er sehe auch aktuell eine große Besonnenheit in der Fanszene des FCM und des HFC.
Die Ultraszenen hätten schon in den vergangenen Monaten den Dialog gesucht, mit den Vereinen und dem Fußballverband. Er könne sich auch gut vorstellen, dass eine geringere Polizeipräsenz durchaus deeskalierend wirken könne.
Polizei für hartes Durchgreifen
Karl-Heinz Willberg, der Chef öffentliche Sicherheit im Innenministerium Sachsen-Anhalts, forderte ein hartes Durchgreifen. Straftäter müßten gefunden und Handlungsgrenzen aufgezeigt werden. Die Gewaltqualität sei in den letzten Jahren gestiegen, da müsse gegengesteuert werden. Familien dürften keine Angst haben vor Stadionbesuchen.
Er sprach sich dagegen aus, die Kosten von Polizeieinsätzen auf die Vereine abzuwälzen. Dies sei klar die Aufgabe der öffentlichen Hand.
Gewalt im Fußball gab es schon immer
Der Sportwissenschaftler Harald Lange von der Universität Würzburg sagte, Fußball und Gewalt gehörten schon immer eng zusammen. Im Fußball kochten die Emotionen schnell über. Es sei ein schmaler Grat von Rivalität zur Eskalation.
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