Volksstimme vom 08.06.2015 Autor: Uwe Tiedemann |
Club schafft innerhalb kürzester Zeit die Wende / Triumph in Relegation / Nun viele Ost-Derbys
Einen besseren Zeitpunkt hätten die Fußballer des 1. FC Magdeburg kaum wählen können: Über zwei heiß umkämpfte Aufstiegsspiele gelang passend zum 50-jährigen Jubiläum in der Regionalliga-Saison 2014/15 der lang ersehnte Sprung in die 3. Liga. Magdeburg l Noch 2012 lag der Verein quasi am Boden, verbuchte lediglich einen (!) Heimsieg und blieb als Tabellenletzter nur deshalb viertklassig, weil die Regionalliga von drei auf fünf Staffeln aufgestockt wurde. Innerhalb von drei Jahren vollzog sich aber eine beinahe wundersame Wandlung. Die eng verbunden ist mit dem Namen Mario Kallnik. Der Sportchef predigte bei seinem Amtsantritt eine neue Bescheidenheit, blickte aber gleichzeitig entschlossen nach vorn und verkündete einen Drei- bis Fünf-Jahresplan, mit dem Ziel, bis spätestens 2017 aufzusteigen. Daran, dass dieses Kunststück nun schon nach drei Jahren gelungen ist, hat der 40-jährige Regionalleiter einer Krankenkasse großen Anteil. Denn die Lage war zwischenzeitlich prekär, die Mannschaft nach der dritten Niederlage in Folge Mitte Oktober auf den zwölften Platz zurückgefallen. Die Stimmen, dass der neue Trainer Jens Härtel vielleicht doch nicht der Richtige sei, wurden lauter. Doch Kallnik stärkte seinem Übungsleiter demonstrativ den Rücken, nahm stattdessen die Spieler in die Verantwortung (Stichwort Mentalitätsproblem) und drohte, sich notfalls von einigen zu trennen. Soweit kam es nicht. Mit dem 6:0 in Bautzen am 25. Oktober ging ein Ruck durch die Mannschaft – und danach die Post ab. In den folgenden 19 Spielen gab es 17 Siege und zwei Remis und erst zum Schluss mit dem 1:2 gegen Viktoria Berlin wieder eine Niederlage. Zu diesem Zeitpunkt stand die Staffelmeisterschaft allerdings schon fest. Auch dank Halberstädter Schützenhilfe, die am vorletzten Spieltag Widersacher FSV Zwickau bezwangen. Vor allem auswärts vermochte der FCM zu begeistern wie beim 5:0 in Nordhausen, dem 4:0 in Jena oder 4:1 bei Hertha BSC II. Ohnehin gingen 2014/15 viele Negativserien zu Ende. Seien es die Auftritte bei Angstgegner Meuselwitz, die Auswärtsdramen in Berlin oder der Trainingslager-Fluch. Härtel verstand es außerdem, so manches Verletzungspech zu kompensieren und seinen Schützlingen Umstellungen in der Taktik (Dreier- bzw. Fünferkette) einzutrichtern. Und es gelang dem 45-Jährigen auch, scheinbar schon verlorengegangenes Potenzial aus Akteuren herauszukitzeln. Siehe Nils Butzen, der unter Vorgänger Andreas Petersen keine Rolle mehr spielte, unbedingt weg wollte und plötzlich zum Stammspieler wurde. Aber Petersen hatte in seiner zweijährigen Amtszeit immerhin beide Male den Landespokal geholt und Härtel damit ein schweres Erbe hinterlassen. „Das war gerade am Anfang nicht so einfach“, räumte Härtel ein. Seinen Schritt, von RB Leipzig zum Club zu wechseln, habe er jedoch nie bereut. Was ihm anfangs mehr Probleme bereitete, war die umfangreiche Berichterstattung in den Medien. „Wie bei einem Zweitligisten. Was dazu führen kann, dass sich die Spieler auch so fühlen“, sagte Härtel, der gern erwähnt, dass sein Co-Trainer Ronny Thielemann einen nicht unerheblichen Anteil zum Triumphzug beigetragen hat. Noch ein Jahr zuvor hatten sich im Übrigen beide als verbissene Widersacher als A-Jugend-Trainer gegenübergestanden … Wie Härtel, so legt auch Kallnik bei seiner Bilanz Wert auf die Feststellung, dass dieser Erfolg nur deswegen erreicht wurde, weil alle gemeinsam an einem Strang gezogen haben. Das lebten in der Rückrunde vor allem die Spieler vor, die stets mit der nötigen Aggressivität und Leidenschaft zu Werke gingen und dabei immer den Teamgeist in den Vordergrund stellten, nie egoistisch wurden. „Der Star ist die Mannschaft“, brachte es Härtel auf den Punkt. Nach Jahren der Magerkost, Rückschlägen und Enttäuschungen zeigt die Tendenz beim FCM mittlerweile deutlich nach oben. „Wir haben in den vergangenen drei Jahren immerhin drei Titel geholt – zweimal den Landespokal und nun die Meisterschaft“, konstatierte Kallnik. Letzterer hätte sich allerdings in Schall und Rauch aufgelöst, wenn man in den Relegationsspielen an Kickers Offenbach gescheitert wäre. Doch am Ende hieß es 1:0 und 3:1, und selbst der unterlegene OFC-Coach Rico Schmitt musste einräumen: „Magdeburg war in beiden Partien die bessere Mannschaft und ist verdient aufgestiegen.“ Einher mit der sportlichen Entwicklung ging es finanziell voran. Auch als der DFB für die Erteilung der Drittliga-Lizenz zusätzlich 1,8 Millionen Euro an Sponsorenzuwendungen forderte. Für Kallnik ein „Beweis, dass Profifußball in Magdeburg wirklich gewollt ist“. Und auf den jetzt mit zahlreichen Ostderbys – in der 3. Liga tummeln sich acht Ex-DDR-Oberligisten – eine Riesenvorfreude herrscht. |
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