Wehe, wenn der Ball ruht: Ein Grund für die Torflaute des 1. FC Magdeburg ist die schlechte Quote bei Standardsituationen.
Magdeburg l Es gibt diesen einen Punkt, der bringt Maik Franz
derzeit fast in Rage. Wenn der Sportchef des 1. FC Magdeburg über die
Standardsituationen im Heimspiel gegen Heidenheim (0:0) spricht. „Wir
haben elf Ecken und fünf, sechs gute Freistoßgelegenheiten rund um den
gegnerischen Strafraum“, klagt er. „Es kommt bei uns aber einfach viel
zu wenig Gefahr heraus.“
Der verschossene Elfmeter in der 90. Minute von Felix Lohkemper
war so etwas wie der Gipfel der Symbolik. Immer dann, wenn der Ball
ruht, ist der FCM erschreckend harmlos. „Wir haben gegen Heidenheim viel
richtig gemacht. Die Standards sind aber ein Punkt, den wir im letzten
Saisonviertel schleunigst verbessern müssen“, fordert Franz deshalb.
„Mit Jan Kirchhoff, Dennis Erdmann, Timo Müller und bald wieder
Christian Beck haben wir drei kopfballstarke Spieler, die bei Ecken und
Freistößen im Strafraum lauern.“
Auch FCM-Trainer Michael Oenning sucht keine Ausreden. Im
Gegenteil: „Fakt ist, dass wir nach Standardsituationen momentan das Tor
nicht treffen. Daran müssen wir arbeiten.“ Fehlendes Training sei aber
nicht der Grund für die schlechte Quote. „Wir trainieren jede Woche
Standards. Wir haben zahlreiche Varianten einstudiert, auch die Laufwege
und die Blöcke stimmen.“
Standards im Training auf der Agenda
Und: An Standard-Schützen mangelt es eigentlich auch nicht: Mit Timo
Perthel und Michel Niemeyer sind zwei gute Linksfüßer im Kader, mit dem
rechten Fuß schlagen Rico Preißinger und Philip Türpitz häufig die
Ecken. Nur: „Problematisch ist, dass wir den Ball nicht gezielt auf das
gegnerische Tor, nicht auf den Punkt bekommen“, sagt Oenning.
In dieser Saison erzielte der FCM erst jeweils zwei Treffer durch
direkt verwandelte Freistöße und durch Elfmeter. Auch bei zweiten
Bällen nach Ecken und Freistößen ist der Club zu harmlos. Der Trainer
hat das Standard-Problem deshalb in dieser Trainingswoche auf dem
Zettel. „Wir müssen das jetzt einfach intensiv trainieren.“
Problematisch sei allerdings, dass der Trainingsplatz nicht die gleichen
Maße wie die Plätze in den Zweitligastadien hat. „Uns fehlen da ein
paar Meter. Wir würden deshalb gerne häufiger in die MDCC-Arena gehen,
dürfen aber wegen des schlechten Platzes nicht.“
Trotzdem ist der 53-Jährige davon überzeugt, das Standard-Problem
in den Griff zu bekommen. „Wir haben bereits gezeigt, dass wir es
können. Hin und wieder war zuletzt auch etwas Pech dabei“, meint der
Trainer. Gegen Heidenheim zum Beispiel war mit Philip Türpitz die Nummer
eins der Elfmeterschützen bereits ausgewechselt. Seine Bilanz ist in
dieser Saison mit zwei Treffern bei zwei Versuchen makellos. Klar ist:
Er wird nach Lohkempers Fehlschuss in Zukunft sicherlich wieder die
Elfmeter schießen.
Beck ist als Zielspieler kaum zu ersetzen
Richtig gut lief es beim FCM bei Standards zuletzt am 17. Februar
beim 3:1 in Bielefeld. Timo Perthel brachte den Club per Freistoß mit
1:0 in Führung, Philip Türpitz besorgte mit seinem Elfmeter zum 3:1 die
Entscheidung. An diese Form möchte der FCM wieder herankommen. „Wir
müssen bei Ecken und Freistößen noch konzentrierter und konsequenter
sein“, sagt Sportchef Franz.
Mit Christian Beck könnte am Montag (20.30 Uhr) im Auswärtsspiel
beim Hamburger SV ein ganz wichtiger Spieler für dieses Vorhaben
zurückkehren. „Er ist unser Zielspieler und hat in den vergangenen
Wochen sehr gefehlt“, sagt Oenning.
Beck ist als Mittelstürmer aufgrund seiner Größe und Kopfballstärke erste Anspielstation. Oft leitet er den Ball weiter oder kommt selbst zum Abschluss. „Irgendwann wird es mit einem Standardtor wieder klappen. Wahrscheinlich genau dann, wenn wir nicht damit rechnen“, orakelt Oenning.
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