Beim 0:0 gegen Heidenheim wurde dem 1. FC Magdeburg einmal mehr das größte Problem vor Augen geführt: Die Abschlussschwäche.
Magdeburg l Felix Lohkemper konnte seine Tränen am Freitagabend
nicht verbergen. Kurz vor dem Abpfiff hatte er für den 1. FC Magdeburg
in der 90. Minute einen Elfmeter vergeben – die Partie gegen Heidenheim
endete 0:0. Lohkemper bekam zwar von keinem Mitspieler einen Vorwurf zu
hören. Klar ist trotzdem: Es war der Stürmer, der die größte Chance für
den Club zum zweiten Heimsieg der Saison vergab.
FCM-Trainer Oenning mit klaren Worten
Auf dem Weg in die Kabine hatte Lohkemper dann keine Lust auf
Gespräche. Wortlos stapfte er mit finsterer Miene durch die Mixed-Zone.
Umso deutlicher wurde hingegen FCM-Trainer Michael Oenning. „Wenn man
die Chance hat, das Spiel in buchstäblich letzter Sekunde zu gewinnen,
dann muss man das auch machen. Das ist kein Vorwurf an den
Elfmeterschützen, es geht ums Grundsätzliche“, sagte er. Denn: „Wir
haben uns mal wieder nicht für eine sehr engagierte Leistung belohnt.“
Oenning sprach damit den wunden Punkt des FCM in dieser Saison
an: Der Club schießt einfach zu wenig Tore und bringt sich damit um
zahlreiche Punkte. Die Zahlen sind fast schon erdrückend: In dieser
Saison erzielte Magdeburg in 27 Spielen nur 28 Treffer. Das ist der
drittschlechteste Zweitligawert, nur Ingolstadt (26) und Duisburg (24)
waren noch schlechter. Im Jahr 2019 traf der FCM in neun Partien sogar
nur achtmal. „Wir haben gegen Heidenheim wenig falsch gemacht, aber eben
nicht das Tor getroffen“, sagte der Coach. „Normalerweise müssen wir
uns durchsetzen, wenn wir auch noch einen Mann mehr auf dem Platz
haben.“
Das Erfolgserlebnis blieb aber aus. In dieser Saison gewann der
FCM bisher insgesamt nur viermal, zudem nur ein Heimspiel – 1:0 gegen
Aue. Das ist viel zu wenig, gerade wenn man überlegt, dass der Verein
vor der Saison eigentlich auf die Heimstärke als Grundlage für den
Klassenerhalt bauen wollte. Aber gerade zu Hause macht der Club zu oft
nichts aus seiner Überlegenheit. Auch gegen Heidenheim hatten Felix
Lohkemper, Marius Bülter und Philip Türpitz einige Torgelegenheiten.
Zuvor in Dresden bemängelte Bülter, dass das Team es nach der Führung
verpasste, entscheidend nachzulegen.
Die FCM-Abwehr steht
Die Abschlussschwäche ist umso bitterer, weil beim FCM der Rest des
Gesamtpaketes stimmt. Die Abwehr steht im Jahr 2019 extrem sicher. Sechs
Gegentreffer sind mit Abstand Liga-Bestwert. Innenverteidiger Dennis
Erdmann sagte deshalb auch am Freitagabend: „Wir haben gut gespielt,
hatten guten Zugriff. Uns fehlt manchmal auch das Glück.“
Klar ist aber: Die Floskel, dass nur die Mannschaft gewinnen
kann, die auch Tore schießt, trifft auf das Oenning-Team zu. Wenig
überraschend ist deshalb auch, dass der FCM mit zwölf Unentschieden
ebenfalls einen Liga-Bestwert auf dem Konto hat.
Umso lauter werden in dieser Situation die Rufe nach einem
möglichst schnellen Comeback von Kapitän Christian Beck. Der Stürmer ist
mit acht Toren und sechs Vorlagen unangefochten der gefährlichste
Spieler im Kader. Nach seinem Jochbein- und Augenhöhlenbruch Anfang März
beim 0:1 in Duisburg trainiert er seit einer Woche wieder individuell
mit Fitnesscoach Dirk Keller. Eine Spezialmaske wurde angefertigt.
Oenning vermisst Torjäger Beck
Auch Oenning macht keinen Hehl daraus, dass er seinen Torjäger
vermisst. „Wenn man viele Torchancen hat und diese nicht nutzt, dann ist
das auch eine Frage des eigenen Unvermögens“, sagt der Trainer mit
Blick auf das Heidenheim-Spiel. Und: „Natürlich tut es uns weh, dass
Christian Beck momentan nicht dabei ist, weil er in der Lage ist, Tore
zu schießen.“
Seit Becks Ausfall ist die Ausbeute erschreckend dünn: In
Duisburg und gegen Sandhausen verlor der FCM jeweils 0:1, in Dresden
stand das 1:1 und zuletzt das 0:0 gegen Heidenheim. Bezeichnenderweise
war der einzige Torschütze der vergangenen Wochen mit Björn Rother ein
Verteidiger.
Vorsicht bei Beck-Rückkehr
So sehr sich Oenning nach Beck und seinen Toren sehnt, so sehr weiß
er auch, dass die Rückkehr nach einer so schweren Verletzung behutsam
geplant werden muss. „Ich wünsche es mir natürlich schon, dass er im
nächsten Spiel in Hamburg wieder zurückkommt, auch wenn das eine
Sensation wäre“, betont der Trainer.
Auch Beck würde sich gerne am kommenden Montag im Spiel beim HSV
das FCM-Trikot überstreifen. Aber: „Ich muss vernünftig sein. Ich kehre
erst zurück, wenn ich die Freigabe des Arztes habe.“
Das kann bereits morgen der Fall sein, kann sich aber nach weiteren Untersuchungen auch noch länger hinziehen.
Schreibe einen Kommentar